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Peymann: Ich bin Leiter einer Maschinenfabrik und bin beruflich sehr oft in Amerika gewesen, weil es mein Verkaufsgebiet war. Ich habe eine Bekannte, Frau Reuscher, die in der Dignidad im Hospital als Leiter des Labors arbeitet. Ich bin mit ihrer Familie bei uns in Ottersberg befreundet. Mir waren die Vorwürfe aus dem Jahre 1977 bekannt. Ich habe der Familie Reuscher angeboten, die Ilse, Frau Ilse Reuscher, zu besuchen, um mich davon zu überzeugen, in welchen Verhältnissen und wie sie dort lebt. Ilse ist eine Schulkameradin von mir, wir sind gleichaltrig, wir sind zusammen zur Schule gegangen.

Gleich bei meiner Ankunft in Chile habe ich die deutsche Botschaft angerufen. Ich meine, eine Frau Zimmermann sei am Telefon gewesen; es war nachmittags. Nachdem ich sagte, was mein Anliegen ist, hat sie mir gesagt: Da brauchen Sie gar nicht hin; da leben seltsame Menschen, die lassen niemanden rein. Aber wenn Sie etwas wollen, dann kommen Sie morgen früh während der Besuchszeit von 9 bis 12 Uhr. - Ich bin dort hingekommen, weil eine Nachricht für mich vorliegen sollte, ob ich hinkommen könne oder nicht hinkommen könne. Die Nachricht lag vor, und zwar ein Schreiben von Dignidad: Ich möchte das Büro, das Haus in Santiago, anrufen. - Das habe ich gemacht und habe am Telefon mit Herrn Dr. Hopp einen Termin vereinbart. Er hat mich im Hotel abgeholt, und wir haben uns dort einen Nachmittag unterhalten. Ich hatte alle Leute, mit denen ich in Chile zu tun hatte, gefragt, ob sie die Dignidad kennen und wie der Eindruck sei. Ich traf u. a. einen Taxifahrer. Der kannte die Dignidad. Ich habe gefragt, ob er einmal hingefahren sei. Er sagte: Jawohl, ich habe eine Bundestags-Delegation unter Leitung von Herrn Waltemathe gefahren. Ich habe denselben Taxifahrer - er heißt Ernst - dort getroffen. Er hat mir berichtet, daß er bis zum Tor und nicht hinein gekommen sei. Ich hatte Herrn Waltemathe dann bedauert - ich hatte geglaubt, wir hätten noch zusammen studiert, was nicht der Fall war -, denn es sind 320 Kilometer; es ist nicht einfach, dort hinzukommen.