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Ich darf, wenn Sie damit einverstanden sind, dann mit der Anhörung von Herrn Kneese beginnen.

Herr Kneese, Sie sind, wenn ich das bei Vorerörterungen richtig mitbekommen habe, in der Colonia Dignidad gewesen und etwa 1966 aus der Colonia Dignidad weggegangen. Ich darf Sie herzlich bitten, zu versuchen, uns Ihre Erlebnisse in 10 bis längstens 15 Minuten - je kürzer,um so besser -vorzutragen. Vielleicht sagen Sie zunächst ein bißchen zu Ihrer Person, damit wir wissen, mit wem wir es zu tun haben.

Kneese: Ich möchte erst einmal die Problematik mit meinem Nachnamen erklären. Ich habe bei meiner Eheschließung den Namen meiner Gattin angenommen und habe zu der Zeit, als ich aus Chile geflohen bin und in den Jahren danach, den Namen Ernst-Wolfgang Müller getragen. Ich möchte das einmal erläutern, damit das nicht zu Verwechslungen führt.

Zu Ihrer Frage kann ich sagen, daß ich am 25. und 26. Juli 1961 von Deutschland nach Chile geflogen bin in der Hoffnung, die Erfüllung der Versprechen, die man uns als Jugendlichen in Heide gemacht hat, dort vorzufinden. Ich bin leider bitter enttäuscht gewesen, daß die Versprechungen nicht eingehalten worden sind was die Aufenthaltsmöglich- keit, die Ausbildung usw., betraf. Ich fühlte mich auf Grund dessen hinters Licht geführt und habe im Oktober 1962 die erste Flucht unternommen, die leider nur ein Versuch geblieben ist. Die zweite Flucht aus der Siedlung habe ich am 25. Oktober 1963 unternommen mit dem Ergebnis, daß auch diese gescheitert ist. Meine letzte Flucht habe ich am 1. März 1966 gegen 20.30 Uhr unternommen.

Diese drei Fluchtversuche, die das Ergebnis hatten, daß ich die Sekte endlich verlassen konnte, liegen darin begründet, daß die Menschenrechte in der Colonia Dignidad zu meiner Zeit mit Füßen getreten wurden. Ich will das einmal dadurch untermauern, daß ich Ihnen ein Zitat von einem ehemaligen Schulfreund von Paul Schäfer, der mir damals in der bedrängten Zeit geholfen hat, mich gegen die Sekte zu wehren, aus dem Jahre 1966 verlese - ich zitiere -: