Seite 73

nicht mehr aus. Sorge dafür, daß ich - unterstrichen - alleine auf die deutsche Botschaft bestellt werde. Bitte keine Öffentlichkeit. - So ungefähr. Ich zitiere, aus meinem Gedächtnis. Das Original müßte sich noch heute in Händen des Auswärtigen Amtes befinden.

Ich fragte die Mutter, warum sie sich nicht von sich aus an das Auswärtige Amt gewandt hatte. Da sagte sie, sie traute sich nicht, denn die Tochter war ein Jahr vorher einmal hier gewesen und hatte erzählt, daß man auf die deutsche Botschaft nicht gehen könnte, daß man wegen der Erfahrungen, die andere Flüchtlinge gemacht hatten, Furcht hätte. Da sagte sie: Soll ich das denn nun machen? Warum will sie denn dahin gehen? Ich habe der Mutter zugeredet und ihr gesagt: Wir müssen diesen Weg beschreiten. Dann bin ich mit dem Zettel allein in das Auswärtige Amt gegangen und habe mit den Beamten Einzelheiten besprochen. Das Ergebnis, wie es mir später bekannt wurde, bestand dann darin, daß die Botschaft Frau Mücke in der Tat dort hinbestellt hatte. Sie erschien in Begleitung ihres Ehemannes, von dem ich hinterher gehört habe, daß er seine Frau mindestens einmal sehr schlimm geschlagen hat oder sogar schlagen mußte; vielleicht können die ehemaligen Mitglieder der Colonia da mehr berichten. Sie sagte dort: Sie haben doch wohl nichts dagegen, daß mein Mann mich begleitet. Der Botschafter hat dies dann zugelassen. Sie hat dann im Beisein ihres Mannes erklärt, daß sie da glücklich sei - etwa so wie eine der eidesstattlichen Erklärungen, die Herr Hopp vorgelesen hat -, daß sie freiwillig da sei; sie hätte in der Tat einen Brief an die Mutter herausgeschmuggelt, aber in einem Augenblick geistiger Umnachtung - ich weiß nicht, ob wörtlich so, aber ich zitiere sinngemäß - geschrieben, und sie wäre glücklich, wenn sie weiterhin in der Colonia Dignidad leben könnte. Das Ergebnis wurde in meinem Beisein hier dann auch der Mutter mitgeteilt, die einen Zusammenbruch erlitt. Wenige Tage danach kam ein Telegramm von der Tochter Brigitte an die Mutter mit folgendem Inhalt: Liebe Mutti, wenn du noch weiterhin Kontakt mit Herrn Frenz hältst, dann bin ich nicht mehr deine Tochter.