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Steinbruch von Dignidad, angekommen. Am nächsten Mittag war ein Flugzeug da - es ist unmittelbar am Haus der Flugplatz -, in dem Herr Schmidt, Herr Hartmut Hopp und die Rote-Kreuz-Schwester Ingrid Klunk, eine der vertrauten Schwestern Schäfers, waren, die mich dann mit Gewalt wieder ins Fundo zurückholten. Ich weigerte mich. Darauf Herr Hopp: Noch ein Piep von dir, und du kriegst eine Spritze und weißt nichts mehr! und zückte sein Etui. Ich war still. Ich wollte ins Flugzeug einsteigen, da sagte er: Nein, du hast hier zu liegen! Sie hatten eine Trage mitgebracht. Gegen diese Übermacht - zwei Männer, eine Schwester -konnte ich nichts ausrichten. Ich tat, was er verlangte.

Wir kamen im Fundo an, ich wurde abgeholt und direkt ins Gästehaus, das Herr Schäfer allein bewohnt, gebracht. Da saß ein Team, Frau Dr. Gisela Seewald, Rudi Cöllen und Schäfer. Herr Hopp kam dazu. Dann wurde mir gesagt, Frau Dr. Seewald habe den ganzen Tag meinetwegen Lektüre gewälzt und sei zu dem Entschluß gekommen, daß ich krank sei. Nur so sei die Flucht zu erklären, und zwar hänge das mit meinem Alter zusammen. Laut ihrer Lektüre sei ich krank. Herr Hopp stimmte dem zu. Dann habe ich gebeten, Herrn Schäfer alleine zu sprechen - weil man über Ehe oder Eheprobleme absolut nicht sprechen darf, mit niemandem, außer mit Schäfer -, was er mir dann auch erlaubte.

Ich sagte ihm dann: Ich bin nicht krank. Der einzige Grund, warum ich gegangen bin, ist, daß das Leben hier mir nicht mehr erträglich ist. Mein Mann kommt wöchentlich oder vierzehntägig einmal nach Hause. Wenn die Auswärtigen am Samstag abend nach Hause kommen, ist sofort Herrenversammlung. Da geht der Lautsprecher.-Er konnte mich nicht einmal begrüßen. Wir wollten uns sprechen. Dann bin ich bei Nacht über das Feld gegangen und habe in einem Lkw gesessen. Ich habe ihm vorher noch ein Zettelchen zugeschoben: Ich erwarte dich da und da. Das war im Winter, im Sommer, bei Nacht, bei jedem Wetter. Das ging elf Jahre lang . Dann kam mein Mann. Wir konnten uns begrüßen. Das war dann meist morgens