Seite 44

sen sagen: Unsere Omagruppe ist komplett vertreten, oder: Es fehlt eine; dann wird gesucht. Es darf keiner krank in seinem Bett liegenbleiben, es darf keiner irgendwo alleine sein. Er wird dann begleitet oder verfolgt, oder er muß ins Hospital und muß behandelt werden.

Es gibt einen politischen Vortrag einmal in der Woche. Er ist so zugeschnitten, daß die ganze Welt um uns herum nur von Terrorismus beherrscht wird; wir werden von allen Seiten angegriffen. Das alles ist der Horror und die Angst, die aus diesem Herrn Schäfer sprechen.

1963 kam mein Vater nach Chile. Er war damals 61 Jahre alt. Es hat ihn sehr befremdet, daß Herr Schäfer zu dieser Zeit nur nachts auftauchte. Am Tage war er nicht da. - Die meisten Leute wissen nämlich all die Sachen nicht, daß er eigentlich tot war. Das wußten sie ja gar nicht. Ihnen wird ja nichts gesagt, keine Informationen. Deshalb sind sie zum Teil auch so treu zur Stange, weil sie viele Dinge gar nicht mitbekommen. - Mein Vater hat sich darüber und auch über das Verhältnis mit den kleinen Jungen gewundert und hat ihm das dann gesagt. Herr Schäfer schlief bis zu der Zeit, wo wir weggingen, noch immer mit einem oder zwei kleinen Jungen im Zimmer. Er hat ihm das dann gesagt und dann hat er ihm geantwortet: Wieso?

Seit der Zeit wurde mein Vater beschattet. Er entdeckte im Bett seines Zimmernachbarn ein Mikrophon. Ihm wurde vorher - das hat er gemerkt - auch glatt gesagt, was er alles zu seinem Zimmerkollegen, dem Vater von Herrn Bohnau, gesagt hatte. Da sagte er: Da stimmt doch irgend etwas nicht. Und: Er hatte ein Mikrophon.

Mein Vater hat sich dann auf den Weg gemacht. Ohne mir etwas zu sagen, ist er gegangen. Ich wurde hinterhergeschickt - wie bei anderen Fluchtversuchen auch - und mußte sofort mit dem Zug nach Santiago fahren und dort von einem Zeitungskiosk aus die Botschaft beobachten, ob er da herauskommt und wie man ihn am besten kriegen könnte; denn er ist zu einem katholischen Priester geflohen. Der hat ihm geholfen, in die Botschaft zu kommen.

(Abg. Duve (SPD): War das Pater Starischka?)