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Stellv. Vors. Dr. Schmude: Bitte, Herr Kneese, sprechen Sie über die Umstände Ihrer Flucht und über Ihren Bericht an die Botschaft.

Kneese: Ich beschränke mich auf Grund der vielen Ereignisse, was diese zwei, drei Fluchtversuche betrifft, auf die dritte Flucht.

Ich komme noch einmal auf die Aussage zurück, daß ich über ein Jahr lang mit Psychopharmaka behandelt worden bin. Ich habe auf Grund dieser Mißhandlungen natürlich nicht länger diesem Druck standgehalten. Ich habe dann eine Flucht unternommen in dem Zustand, in dem ich gerade war. Ich habe am Tage rote Kleidung getragen, Strafkleidung, die mich sichtbar machte . Nachts mußte ich weiße Kleidung tragen, damit man mich nachts besser sehen konnte. Ich wurde nachts in einem extra dafür eingerichteten kleinen Gefängnis mit Gitterstäben untergebracht. All dies hat mich natürlich auch dazu veranlaßt, mich endlich dieser Sekte zu entziehen.

Die Flucht hat dadurch stattgefunden, daß meine Verfolger nicht so schnell waren wie ich selber. Ich bin über den Perquilauquen gelaufen. In der gleichen Zeit gingen sämtliche für einen solchen Fall eingerichteten Sirenen los. Man hetzte Schäferhunde und Dobermänner hinter mir her. Die ganze Mannschaft der Sekte setzte sich in Bewegung, jedenfalls ein Großteil, was ich auch an Hand der Lampen sehen konnte. Es war Nacht, und ich habe viele Taschenlampen gesehen. Ich war auf der anderen Seite des Perquilauquen. Das ist eine Luftlinie von ungefähr 700 m gewesen.

Ich habe dann einen Dauerlauf von ungefähr 7 bis 8 km unternommen, um mich aus dem Zentrum zu entfernen. Ich habe dann die Nacht im Wald verbracht, habe eine Brücke überquert. Auch dort konnte ich wieder zwei Wachtposten entkommen, die weder angaben, mich erkannt zu haben oder jedenfalls zu spät reagiert hatten. Ich kann mir das heute noch nicht erklären. Ich bin zwei, drei Meter an diesen Menschen vorbeigegangen. Ich habe sie erkannt. Warum konnten die mich nicht erkennen? Schließlich war ich ja durch meine Kleidung sehr gut gekennzeichnet.