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bis nach Parral mitnahm. Von da aus habe ich einen Bus benutzt - ich sprach sehr wenig spanisch; denn die spanische Sprache wird nicht gefördert - und habe dann dem Busfahrer erklärt, ich sei ein deutscher Tourist und hätte kein Geld, und fragte ihn, ob er mich in Richtung Süden mitnehme. Das hat der Busfahrer freundlicherweise gemacht. Ich hatte vorher schon tagelang nichts gegessen.

Vorher wurde ich tagelang von Herrn Schäfer aus meinem Dienst genommen. In der Nacht wurde ich ins Büro heruntergerufen. Er ging dann mit einer ganzen Gruppe - ich schätze, etwa 25 Männern - in mein Zimmer, hat meine sämtlichen Sachen zusammengepackt und hat mir sie dann hinunter ins Büro gebracht mit den Worten: Das hat das Weib alles gestohlenl Das waren meine persönlichen Sachen, die ich besaß, zum Teil noch aus Deutschland mitgebracht,und das, was ich da bekommen hatte. Ich hatte nichts Gestohlenes.Der Grund war: Brigitte Baak hatte gebeichtet, wir - sie und ich - hätten Geschenke von einem deutschen Freund angenommen und hätten sie nicht abgege ben.Denn es istgrundsätzlich so, daß, wenn jemand etwas geschenkt bekommt, er es abzugeben hat. Wir taten das nicht. Sie beichtete es; daraufhin wurde mir diese Attacke gemacht.

Über Nacht mußte ich dann mit Schwester Maria und Ingrid Seelbach ins Krankenhaus gehen - ich wußte, was mir blühte -und habe dann nach einigen Tagen des Liegens und An-die-Decke- Starrens diesen Fluchtversuch gemacht, der mir auch geglückt ist. Ich habe aber von meinem Freund aus meinen Mann angerufen, weil es mir sehr schmerzlich war und ich immer wußte, wir wollten uns nicht trennen, trotz aller Machenschaften des Herrn Schäfer. Dann hat Schäfer mit meinem Mann gesprochen und ihn gefragt: Warum ist sie gegangen? Mein Mann hat den Grund genannt: Sie erträgt dieses Getrenntleben und diese Verhältnisse nicht mehr. - Ja, dann laß sie zu dir zurückkommen; bitte Sie, daß sie zu dir kommt. Sie kann bei dir bleiben. - Das war über 100 km außerhalb des Fundos. Das habe ich gemacht, ich bin mitgefahren. Wir sind am nächsten Tag schon morgens um 4 Uhr in diesem Ort, in Litral, an dem

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gegen drei, vier Uhr. Dann ging jeder wieder in seine Behausung, in sein Zimmer, wo er mit einigen anderen schlief. Das war unser Leben und unsere Ehegemeinschaft. Das habe ich nicht mehr ertragen. Das habe ich ihm dann deutlich gesagt.

Noch kurz den Schluß dieser Sache. Herr Schäfer sagte dann wie immer sehr freundlich, väterlich: Hättest du mir das nur einmal gesagt, dann hättet ihr schon längst ein Zimmerchen. Aber von dem Tag an hat es dann noch genau ein Jahr gedauert, bis wir ein Zimmer bekamen. Er sagte, er würde das mit meinem Mann regeln, um mich wieder abzuschieben. Ich sollte zurück ins Krankenhaus.

Ich bin dann wieder zurück ins Krankenhaus gekommen, durfte dann dort arbeiten und fühlte mich bewacht. Mein Mann wollte mich trösten und sagte es ist nicht so schlimm; ich denke, du bildest es dir ein. Daraufhin habe ich Proben gemacht. Wenn ich mich innerhalb des Fundos 100, 200 m entfernte, ging die betreffende Aufsichtsperson, die im Neukra war, ans Telefon und sagte: Die Patientin fährt ab. Kam ich am anderen Ende an, habe ich wieder beobachtet, wer hier derjenige ist, der jetzt die Aufsicht hat, und guckte nur, wer zum Telefon ging: Patientin angekommen. So ging das laufend innerhalb dieser paar hundert Meter Umkreis.

Dann habe ich beobachtet und wußte, daß ich auch nachts unter Kontrolle war. Das Haus, in dem ich dann mit Ingrid Seelbach, der Hebamme dort, zusammen in einem Raum schlief, wurde nachts verschlossen. Alle Schlüssel waren abgezogen, selbst in den Wandschränken im Flur waren alle Schlüssel abgezogen. Das hat mich stutzig gemacht. Mein Mann bekam dann einen Schlüssel, er dürfe mich dort besuchen. Wenn er abends nach Hause kam, hat man ihm einen Hausschlüssel ausgehändigt.

Dann bin ich bei Nacht durch das Waschraumfenster gestiegen - da war ein größerer Waschraum -, bin einige Meter dahin gelaufen, wo, wie ich ahnte, die SDs. sein könnten. Dann bin ich schnell wieder zurück durch das Fenster ins Haus hineingestiegen und habe hinter der Scheibe gewartet,