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Vors. Vogel: Herr Dr. Hopp, darf ich einmal fragen: Wie lang ist der Bericht denn jetzt noch? Sie haben das ja alles schriftlich ausgeführt und sind durchaus in der Lage, uns den schriftlichen Bericht zu überreichen. Das haben Sie ja angekündigt. Vielleicht ist es möglich, daß Sie das, was Sie noch vorzutragen haben, straffen und daß Sie uns im übrigen den Bericht zur Verfügung stellen.
Vielleicht darf ich doch einmal ermahnend darauf hinweisen, daß natürlich niemand das Recht hat, hier Anwesende in beleidigender Form zu zitieren.

(Kneese: Leider habe ich kein volles Glas Wasser gefunden, um es Herrn Hopp ins Gesicht zu kippen!)

Darf ich einmal fragen: Wie lang ist das jetzt noch?

Dr. Hopp: Es sind noch fünf Minuten.

Vors. Vogel: Ich bitte wirklich, das hier zu straffen. Vielleicht können Sie es auch in zwei Minuten zusammenfassen und uns dann den Bericht übergeben.

Abg. Bindig (SPD): Herr Vorsitzender, wir sollten dann aber formal festhalten, daß dieser Bericht in seiner ganzen Länge zu Protokoll genommen wird, sonst müßten wir auf jeden Fall darauf bestehen, daß er verlesen wird.

Vors. Vogel: Natürlich, davon gehe ich aus.

Dr. Hopp: Kurz zu den hier zur Aussage Anwesenden sei gesagt - was ihr Urteilsvermögen über die Fragestellung anbetrifft -: Der ehemalige Propst der evangelisch-lutherischen Kirche Chiles, Helmut Frenz - es handelt sich nicht um Beleidigungen -, hat seit Jahren und besonders auch in der letzten Zeit in Fernsehen und Presse an der Diskussion über unsere Gesellschaft teilgenommen. Dazu muß gesagt werden, daß seine Informationen lediglich auf dem beruhen, was er von anderen gehört haben will. Die einzige Gelegenheit,

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nicht mehr aus. Sorge dafür, daß ich - unterstrichen - alleine auf die deutsche Botschaft bestellt werde. Bitte keine Öffentlichkeit. - So ungefähr. Ich zitiere, aus meinem Gedächtnis. Das Original müßte sich noch heute in Händen des Auswärtigen Amtes befinden.

Ich fragte die Mutter, warum sie sich nicht von sich aus an das Auswärtige Amt gewandt hatte. Da sagte sie, sie traute sich nicht, denn die Tochter war ein Jahr vorher einmal hier gewesen und hatte erzählt, daß man auf die deutsche Botschaft nicht gehen könnte, daß man wegen der Erfahrungen, die andere Flüchtlinge gemacht hatten, Furcht hätte. Da sagte sie: Soll ich das denn nun machen? Warum will sie denn dahin gehen? Ich habe der Mutter zugeredet und ihr gesagt: Wir müssen diesen Weg beschreiten. Dann bin ich mit dem Zettel allein in das Auswärtige Amt gegangen und habe mit den Beamten Einzelheiten besprochen. Das Ergebnis, wie es mir später bekannt wurde, bestand dann darin, daß die Botschaft Frau Mücke in der Tat dort hinbestellt hatte. Sie erschien in Begleitung ihres Ehemannes, von dem ich hinterher gehört habe, daß er seine Frau mindestens einmal sehr schlimm geschlagen hat oder sogar schlagen mußte; vielleicht können die ehemaligen Mitglieder der Colonia da mehr berichten. Sie sagte dort: Sie haben doch wohl nichts dagegen, daß mein Mann mich begleitet. Der Botschafter hat dies dann zugelassen. Sie hat dann im Beisein ihres Mannes erklärt, daß sie da glücklich sei - etwa so wie eine der eidesstattlichen Erklärungen, die Herr Hopp vorgelesen hat -, daß sie freiwillig da sei; sie hätte in der Tat einen Brief an die Mutter herausgeschmuggelt, aber in einem Augenblick geistiger Umnachtung - ich weiß nicht, ob wörtlich so, aber ich zitiere sinngemäß - geschrieben, und sie wäre glücklich, wenn sie weiterhin in der Colonia Dignidad leben könnte. Das Ergebnis wurde in meinem Beisein hier dann auch der Mutter mitgeteilt, die einen Zusammenbruch erlitt. Wenige Tage danach kam ein Telegramm von der Tochter Brigitte an die Mutter mit folgendem Inhalt: Liebe Mutti, wenn du noch weiterhin Kontakt mit Herrn Frenz hältst, dann bin ich nicht mehr deine Tochter.

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Auch wenn hier nur die Frage "Werden dort deutsche Personen unter Freiheitsentzug gehalten und mißhandelt?“ behandelt werden soll, muß ein wichtiger Hinweis noch gegeben werden. Man muß wirklich deutlich sehen - das ist in einem Prozeß in Santiago deutlich geworden -, daß der Geheimdienst des Diktators Pinochet seine schützende Hand darüber hält, weil er - daran besteht jetzt sicherlich gar kein Zweifel mehr - dort ein Folterzentrum und Gefangenenlager unterhalten hat oder möglicherweise noch unterhält.

Vors. Vogel: Ich habe dazu eine Frage, Herr Frenz. Sie selbst haben das aber auch nur vom Hörensagen?

Frenz: Es ist schlecht möglich, daß ich bei Folterungen zugesehen hätte und das hier bezeugen könnte. Aber die Tatsache, daß ich selber einmal als Generalsekretär von Amnesty, aber ganz sicher auch als Seelsorger den Zeugen, die hier aufgetreten sind, zur Seite gestanden habe und aus ihrem Mund und aus ihren Herzen vernommen habe, was ihnen geschehen ist, ist, glaube ich, nicht etwas, was so ganz fern liegt und hier nicht erwähnenswert wäre.

Vors. Vogel: Das habe ich auch nicht gesagt. Ich wollte nur klarstellen, daß das Wahrnehmungen sind, die Sie von anderen gehört haben.

Frenz: Den Brief habe ich in eigenen Händen gehabt und mit eigenen Augen gelesen. Der ist echt, weil die Tochter dazu gesprochen hat.

Vors. Vogel: Das, was ich klarstellen wollte, bezog sich nur auf den letzten Teil. Ich weiß, daß dies Gegenstand auch des Prozesses vor dem Landgericht in Bonn ist und daß dort noch nicht ausgeführte Beweisbeschlüsse vorliegen. Das wollte ich hier noch einmal deutlich machen.

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Frenz: Aber für mich war wichtig, darauf hinzuweisen, daß dort davon auch deutschstämmige Personen betroffen sind. Deswegen sollte sich dieser Ausschuß auch damit befassen.

Vors. Vogel: Ich habe überhaupt nicht zu kritisieren, was Sie gesagt haben. Ich wollte nur klarstellen, wie Sie an das, was Sie hier ausgeführt haben, gekommen sind.

Ich habe an alle Auskunftspersonen jetzt die Bitte, daß Sie, soweit Sie Ihre Berichte schriftlich abgefaßt haben, versuchen, uns den wesentlichen Inhalt konzentriert vorzutragen, und uns die Berichte dann zur Verfügung stellen, damit wir mit der Zeit besser zurechtkommen.

Vogelsgesang: Ich habe keinen schriftlichen Bericht, sondern nur Notizen hier.

Ich war 1978 mit meiner Frau zu einer Privatreise u. a. in Chile und anderen südamerikanischen Ländern. Selbstverständlich kam, als ich in Santiago war und mit deutschen Geschäftsleuten und auch der Redaktion des "Condor“ gesprochen habe, immer wieder das Thema Colonia Dignidad zur Sprache. Man hat also vieles gehört. Gegen Ende des Besuchs - wir wollten noch nach Lima fliegen - überraschte uns eine Einladung von zwei Herren aus der Kolonie. Vorsichtshalber habe ich mich am gleichen Tag noch beim deutschen Botschafter eingefunden und mit ihm ein Gespräch geführt. Die Tagebuchnotiz vom 22. August 1978 lautet nach einem anderen Gespräch über viele Dinge in Chile u. a. darüber, daß sich die jüdische Gemeinde gerade bei der Botschaft über Bundestagsabgeordnete beschwert habe, dann folgt das Thema Colonia Dignidad und meine Einladung; er empfiehlt mir den Besuch sehr, ich sollte mir selbst ein Bild machen, die Vorwürfe seien lächerliche Verleumdungen. Er zeigte mir dann Luftbilder von Dignidad, von der chilenischen Luftwaffe geflogen und von der deutschen Luftwaffe ausgewertet: Nichts wurde gefunden. Daraufhin nahmen wir die Einladung an und kamen nach Dignidad. Ich muß gleich bemerken, daß in der