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tragen, was Amnesty International vor dem Landgericht Bonn in einem zehnjährigen Prozeß vor allem durch Zeugen vortragen ließ; Zeugen, die einmal aus dem Bereich der Folteropfer kamen, Zeugen, die zu den Folterern gehört haben, also Geheimdienstagenten, und schließlich auch Zeugen aus dem Kreis der Bewohner der Colonia Dignidad. Aber ich will zwei Fälle doch nennen, weil es sich um zwei deutschstämmige Personen handelt.

Vors. Vogel: Sie berichten über einen Prozeß, der noch nicht abgeschlossen ist.

Frenz: Ich berichte nicht über den Prozeß; ich habe ihn nur erwähnt. Er ist noch nicht abgeschlossen.

Aber ich will über zwei deutschstämmige Personen berichten. Der eine ist ein Herr Treskov, die andere ist eine Frau Adriana Borquez, geb. Fuchs-Locha, wenn ich mich richtig an den Namen erinnere; es ist jedenfalls eine deutschstämmige, deutschsprechende und auch Deutsch verstehende Frau. Beide konnten vor dem Bonner Landgericht exakt berichten, wie sie von dem Geheimdienst in die Colonia verschleppt worden sind und wie sie dort auch von deutschsprechenden Personen gefoltert worden sind. Nach Aussagen von Frau Borquez ist bei den Folterungen auch eine deutschsprechende Ärztin dabei gewesen.
Wichtig in diesem Zusammenhang ist noch eines - dann will ich meinen Vortrag erst einmal beenden -: Während der Zeit des Prozesses vor dem Bonner Landgericht kam eine Frau, Frau Baak, auf mich zu, deren Tochter seit Jahren in der Colonia Dignidad lebt und mit Herrn Mücke verheiratet ist. Genauer handelt es sich um Brigitte Mücke, geborene Baak. Diese Mutter, lebend in der Nähe von Bonn, in Troisdorf, war in große Not geraten. Sie hatte einen offensichtlich herausgeschmuggelten Brief ihrer Tochter Brigitte erhalten. Es war ein loser, herausgerissener Zettel, offensichtlich ohne feste Unterlage geschrieben, vielleicht auf dem Schoß, etwa folgenden Inhalts - ich habe den Brief selber nicht, da ich ihn im Auswärtigen Amt abgegeben habe -: Liebe Mutti, es geht mir hier sehr schlecht. Ich werde geschlagen. Ich möchte hier unbedingt heraus. Ich halte es

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Auch wenn hier nur die Frage "Werden dort deutsche Personen unter Freiheitsentzug gehalten und mißhandelt?“ behandelt werden soll, muß ein wichtiger Hinweis noch gegeben werden. Man muß wirklich deutlich sehen - das ist in einem Prozeß in Santiago deutlich geworden -, daß der Geheimdienst des Diktators Pinochet seine schützende Hand darüber hält, weil er - daran besteht jetzt sicherlich gar kein Zweifel mehr - dort ein Folterzentrum und Gefangenenlager unterhalten hat oder möglicherweise noch unterhält.

Vors. Vogel: Ich habe dazu eine Frage, Herr Frenz. Sie selbst haben das aber auch nur vom Hörensagen?

Frenz: Es ist schlecht möglich, daß ich bei Folterungen zugesehen hätte und das hier bezeugen könnte. Aber die Tatsache, daß ich selber einmal als Generalsekretär von Amnesty, aber ganz sicher auch als Seelsorger den Zeugen, die hier aufgetreten sind, zur Seite gestanden habe und aus ihrem Mund und aus ihren Herzen vernommen habe, was ihnen geschehen ist, ist, glaube ich, nicht etwas, was so ganz fern liegt und hier nicht erwähnenswert wäre.

Vors. Vogel: Das habe ich auch nicht gesagt. Ich wollte nur klarstellen, daß das Wahrnehmungen sind, die Sie von anderen gehört haben.

Frenz: Den Brief habe ich in eigenen Händen gehabt und mit eigenen Augen gelesen. Der ist echt, weil die Tochter dazu gesprochen hat.

Vors. Vogel: Das, was ich klarstellen wollte, bezog sich nur auf den letzten Teil. Ich weiß, daß dies Gegenstand auch des Prozesses vor dem Landgericht in Bonn ist und daß dort noch nicht ausgeführte Beweisbeschlüsse vorliegen. Das wollte ich hier noch einmal deutlich machen.